In unserer heutigen Gesellschaft ist das Thema Sicherheit und Selbstverteidigung von großer Bedeutung. Oftmals kursieren jedoch viele Mythen und Missverständnisse über Gewalt und wie man sich dagegen schützen kann. Eine aktuelle Studie der Deutschen Sporthochschule Köln nimmt sich dieser Thematik an und bringt Licht ins Dunkel. In diesem Beitrag fassen wir die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Facts and Myths about Violence and Self-Defense – What is Actually Realistic for Violence Prevention“ zusammen und beleuchten die Hintergründe der Forschung.
Hintergrundinformationen zur Studie
Die Studie wurde von Andrea Kraus an der Universität Wien durchgeführt und untersucht subjektive Theorien und professionelles Wissen von Experten im Bereich Gewalt, Gewaltprävention, Selbstverteidigung und geschlechtersensible didaktische Konzepte. Die Forschung basiert auf Leitfadeninterviews, die mit einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Gläser & Laudel (2009) ausgewertet wurden. Diese Methode ermöglicht es, tiefere Einblicke in die Meinungen und Erfahrungen der Befragten zu gewinnen und differenzierte Aussagen zu treffen.
Kraus identifizierte verschiedene Denkmodelle und Praktiken, die in der Selbstverteidigung und Gewaltprävention Anwendung finden. Die Forschung zeigt, dass es sowohl unter Experten als auch in der breiten Öffentlichkeit teilweise unterschiedliche Sichtweisen und Missverständnisse gibt. Die Studie entwickelt ein dreistufiges Modell zur Selbstverteidigung und Prävention von Gewalt im Alltag, das bestehende Modelle ergänzt und erweitert. Dies umfasst die Prävention von Gewalt durch Bildungsprogramme, die Vorbereitung auf potenziell gefährliche Situationen und die Anwendung von Selbstverteidigungstechniken im Ernstfall.
Wichtige Ergebnisse der Studie
- Mythos vs. Realität: Die Studie zeigt, dass viele weitverbreitete Annahmen über Selbstverteidigung nicht der Realität entsprechen. Beispielsweise glauben viele Menschen, dass körperliche Stärke der entscheidende Faktor in einer Selbstverteidigungssituation ist. Die Forschung deutet jedoch darauf hin, dass mentale Vorbereitung und strategisches Denken oft wichtiger sind. Dies bedeutet, dass das Wissen um potenzielle Bedrohungen und das Training von Reaktionsszenarien entscheidend sind, um sich effektiv verteidigen zu können.
- Geschlechtsspezifische Unterschiede: Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wahrnehmung und Anwendung von Selbstverteidigungstechniken gibt. Frauen neigen dazu, eher Präventionsstrategien zu verwenden, während Männer eher auf physische Konfrontation setzen. Frauen bevorzugen häufig Techniken, die darauf abzielen, gefährliche Situationen zu vermeiden oder zu deeskalieren, während Männer tendenziell direkte Verteidigungsmaßnahmen ergreifen.
- Effektive Präventionsprogramme: Die Studie identifiziert auch einige der effektivsten Programme zur Gewaltprävention. Diese Programme setzen auf eine Kombination aus Aufklärung, Selbstverteidigungstraining und psychologischer Unterstützung, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Besonders hervorzuheben sind Programme, die auf die speziellen Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen eingehen und geschlechtersensible Ansätze verfolgen. Beispielsweise bieten einige Programme spezielle Trainings für Frauen an, die Techniken zur Selbstverteidigung und zur Erkennung und Vermeidung von Gefahrensituationen kombinieren.
- Missverständnisse über die Täter: Ein häufiges Missverständnis ist, dass Täter von Gewaltverbrechen meist Fremde sind. Die Studie zeigt jedoch, dass die meisten Gewalttaten von Personen verübt werden, die das Opfer kennt. Dies unterstreicht die Bedeutung von Aufklärung und Prävention, die nicht nur auf unbekannte Bedrohungen abzielen, sondern auch auf das Erkennen und Handhaben von Gefahren im eigenen sozialen Umfeld.
Fazit
Die Ergebnisse dieser Studie bieten wertvolle Einblicke in die Realität von Gewalt und Selbstverteidigung. Sie zeigen, dass es wichtig ist, sich nicht nur körperlich, sondern auch mental auf potenzielle Gefahrensituationen vorzubereiten. Durch gezielte Präventionsprogramme und ein besseres Verständnis der tatsächlichen Gefahren können wir alle sicherer und selbstbewusster durchs Leben gehen.
Ein wesentlicher Punkt ist die Bedeutung der mentalen Vorbereitung und des strategischen Denkens in gefährlichen Situationen. Präventionsprogramme, die diese Aspekte betonen und gleichzeitig auf die spezifischen Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen eingehen, haben sich als besonders effektiv erwiesen.
Quelle:
- Kraus, A. (2018). Facts and myths about violence and self-defense – What is actually realistic for violence prevention? Vienna University. Verfügbar unter: https://jomar.dshs-koeln.de/wp-content/uploads/2022/01/Facts-and-myths-about-violence-and-self-defense-–-What-is-actually-realistic-for-violence-prevention.pdf
- Gläser, J., & Laudel, G. (2009). Experteninterviews und qualitative Inhaltsanalyse. Springer VS.
